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Buchtipp - Neuerscheinung in der auch die HANSEAT 70 beschrieben sind
Nicht nur für Sesselsegler spannend: Bildband „Die Klassischen Yachten", Band 2: „Die Kunststoffrevolution"
Nach seiner Hommage an die klassischen Holzyachten vergangener Dekaden legt Detlef Jens nun ein weiteres Buch über klassische Yachten vor. In diesem Buch dreht sich alles um den modernen Baustoff, der in den 60er Jahren den europäischen Bootsbau revolutionierte - den Glasfaserkunststoff.
GFK-Yachten wurden anfangs von eingefleischten Holzfans als „neumodische Plastikeimer" verspottet. Dabei haben sie eine ganze Reihe unleugbarer Vorteile und darüber hinaus den Bootsbau industrialisiert und damit Yachten für viele erst erschwinglich gemacht. Natürlich gab und gibt es so einige Entgleisungen unter den Designs, aber schließlich sind auch nicht alle Holzschiffe schön, nur weil sie aus Holz gebaut sind.
Was also ist ein Klassiker? Die 29 Schiffsbeschreibungen im Buch geben darauf eine je eigene Antwort. Bauliche Details, Segeleigenschaften und Innenausstattung werden geschildert, wobei der unverwechselbare Charakter von Schiffen wie ECUME DE MER, PIONIER oder der SWAN-Serie deutlich wird. Mit welchem Enthusiasmus die jungen Designer und Konstrukteure ans Werk gingen, zeigen die z.T. abenteuerlichen Entstehungsgeschichten der vorgestellten Yachten. Ein Tableau mit technischen Daten und je 3 Risszeichnungen bietet das Wichtigste auf einen Blick - übrigens auch die Durchschnittspreise bei Gebrauchtbeschaffung. Wer mit einem GFK-Klassiker liebäugelt, findet hier vielfältige Anregung und solide Orientierung. Nicht zu vergessen sind natürlich die brillanten Farbfotos, die zeigen, dass mit der Kunststoffära auch in puncto Ästhetik neue Standards gesetzt wurden.
Wie es überhaupt zum Bau von Booten aus Kunststoff kam, und wie turbulent es zuging, nachdem der Knoten einmal geplatzt war, erzählt das vorangestellte Kapitel, wiederum mit vielen Farbfotos versehen. Dieses Buch ist ein Fest für Liebhaber eleganter Yachten. Feiern Sie ein Wiedersehen mit den großen Konstrukteuren dieser Ära, mit bekannten Werften und beliebten Serienyachten!
Detlef Jens, Die Klassischen Yachten - Die Kunststoffrevolution. 144 Seiten, 26,5 x 31 cm 77 Farb-Abb., 87 Risszeichnungen von 29 Schiffen, geb. mit Schutzumschlag € (D) 39,90 / € (A) 41,10 / SFr 69,40 ISBN 3-7822-0945-8 Koehlers Verlagsgesellschaft, Hamburg
Die Information stammt von dem Autor Detlef Jens
Wir haben das empfehlenswerte Buch gekauft. Es sind ausführliche Schiffsbeschreibungen von folgenden klassischen GFK Yachten enthalten:
Albin Ballad - Familientauglicher Alleskönner, Aphrodite 101 - Lang, schlank und schön, BB 10 - Schnelles Familienboot aus Dänemark, Bianca 27 - Knuffiger See- und Familienkreuzer, Bowman 46 - Hübsche Hochseeyawl, Carter 30 - Schneller Halbtonner, Centurion 32 - Elegante Halbfranzösin, Contessa 26 - Folkeboot-Derivativ, Delphin - Wattenkreuzer zum Weltumsegeln, Dufour Arpège und Dufour 35 - Französische Art de Vivre, Ecume de Mer - Aus Schaum geboren ..., Fähnrich - Erste deutsche GFK-Serienyacht, Giles 38 - Solides Fahrtenschiff, Great Dane 28 - Familienfolkeboot aus Dänemark, H-Boot - Vielseitiger Klassenprimus, Hanseat 70 Schnell und solide, Hustler 35 - Cruiser-Racer der Siebziger, IF-Boot - Die jüngere Schwester des Folkebootes, IW 31 - Alte Schule, J/24 - Outsider-Erfolg, Nicholson 32 und Nicholson 35 - Englische Dauerbrenner, OE 32 - Zeitloser Doppelender, Oyster 37 - Seetüchtiger Eintonner, Pionier - Die erste >>echte<< Kunststoffyacht, Ranger 28 - Amerikanischer Klassiker, Scampi - Erstlingerfolg mit Folgen, Shark 24 - Sie läuft und läuft ..., She 27 - Moderater Vierteltonner, Swan 36 und Swan 65 - Ewige Klassenbeste
Klassisch schön
Der Weg zur eigenen Yacht führt oft über Oldtimer, die selbst nach 30 Jahren und auch in GFK-Bauweise ihren Wert behalten - wir nennen Ihnen die Besten von Detlef Jens
Der Slogan glich einem Ruf der Verzweiflung: "Mein ganzer Stolz, ein Boot aus Holz!" war in den 1950er und 1960er Jahren angesichts der Kunststoffinvasion im Bootsbau der Kampfruf der traditionellen deutschen Bootsbauer. Allererdings vergebens. Spätestens seit Anfang der 70er Jahre waren Holzboote kaum noch zu sehen - Yachten aus Holz gelten seither als Klassiker schlechthin. Und viele Holzfans hegen geradezu eine Aversion gegen "Plastikboote", die jedoch eine ganze Reihe unleugbarer Vorteile haben. Außerdem wurden durch sie die Bootsbaumethoden industrialisiert, Yachten für viele erst erschwinglich gemacht. Zu den ersten Serienyachten aus Kunststoff, die um 1960 herum aufkamen, zählen die legendäre "Nicholson 32" aus England sowie, in Deutschland, der "Fähnrich" und der erste "Hanseat": allesamt gelten sie heute unbedingt als Klassiker. Es sind zeitlose und seetüchtige Entwürfe, solide und langlebig gebaut.
Die "Nicholson" und der "Fähnrich", beide um die zehn Meter lange Seekreuzer, basierten noch auf hölzernen Vorbildern. Für die damalige Zeit radikal war dagegen der Küstenkreuzer, den der Tischlermeister Willy Asmus ab 1964 in Glückstadt an der Unterelbe aus GFK in Serie baute. Dies war der erste "Hanseat" mit seinem unverwechselbaren Aufbau, dessen Fenster im Niedergangsbereich an horizontale Schießscharten erinnerten. Die 10-Meter Yacht galt als seetüchtig und komfortabel.
Ein bis heute beliebter Klassiker ist vor allem der Nachfolger dieses Typs, der "Hanseat 70". Mit diesem Schiff war Asmus ein guter Entwurf gelungen. Schnell, elegant und seetüchtig ist diese Yacht, hat aber trotz langer Überhänge und relativ kurzer Wasserlinie (die bei einer späteren Version verlängert wurde) sehr viel Stau- und Lebensraum unter Deck. Eben einfach ein praktisches, gefälliges Allround-Fahrtenboot. Ein ideales Seeschiff, wie mindestens ein "Hanseat" während einer Weltumsegelung bewiesen hat. Der Einhandsegler Günter Milowski segelte mit seinem "Hanseat 70" gar zweimal über den Nordatlantik.
Etwas kleiner ist die mindestens ebenso klassische "IW 31". Die wurde von den berühmten Konstrukteuren Sparkman & Stephens entworfen und unter zwei Namen bekannt: die in Schweden gebauten Schiffe hießen "IW 31", die in England gebauten "She 31". Die Yacht war in den 70er Jahren auf unzähligen Regatten erfolgreich. Typisch für die Konstruktionen von S&S aus jener Zeit sind auch hier der niedrige Rumpf (wenig Windwiderstand), vergleichsweise lange Überhänge, schmale und feine Vor- und Achterschiffe (gehen leicht und spielerisch durch die Seen) sowie das runde Unterwasserschiff mit einem effektiven, gemäßigten Kurzkiel (für ein großes Segeltragevermögen). Das alles steht im krassen Gegensatz zu späteren IOR-Entwürfen und den heutigen Durchschnittsyachten mit ihren flachen Bilgen und angehängten Kielen.
Beispiel einer zuverlässigen Fahrtenyacht ganz anderer Art ist die "Great Dane 28", eine Yacht von nur 8,5 Meter Länge und dennoch einem Gewicht von vier Tonnen - für heutige Entwürfe undenkbar. Die "Great Dane" ist unter den zahlreichen Folkeboot-Derivaten denn auch eines der originalgetreuesten. Gebaut wurde sie ab 1966 bis zum Ende der 70er Jahre in Dänemark. Es gab im Laufe dieser Zeit verschiedene Versionen, doch die gelungenen Linien von Konstrukteur Aage Utzon blieben stets unverändert. Utzon wurde in Skandinavien und Deutschland ja vor allem durch seine typischen Spitzgatter bekannt, aber auch er soll an dem Gemeinschaftsentwurf des Nordischen Folkebootes beteiligt gewesen sein. Die meisten dieser unverwüstlichen Boote segeln heute noch und sind in gutem Zustand.
Eine etwas größere Variation dieses Themas ist die ebenso solide, jedoch gut zehn Meter lange "OE 32" des schwedischen Konstrukteurs Olle Enderlein. Dieses Schiff ist ein Abkömmling der typischen skandinavischen Spitzgatter. Sie galten als seetüchtig und schnell, beeindruckten auf Rennen ebenso wie während langer Seereisen. Die "OE 32" hat einen tiefen S-Spant, ein volles Achterschiff und viel Gewicht (6,5 t im Leerzustand). Damit kann sie ordentlich Wind vertragen.
Die meisten dieser Schiffe sind auch nach 20 und mehr Jahren noch in Topform. Und das Manövrieren unter Motor im Hafen ist auch kein Problem. Das geht wie bei einer Hafenbarkasse, mit guten Nerven und viel Gas. Man kann das Schiff mit viel Vor- und Zurück auf engstem Raum drehen - und dabei weht es nicht immer seitlich weg wie so viele leichte, moderne Kurzkieler. Kein Wunder, daß sich zumindest einige Werften heute wieder auf solche eher schweren, traditionellen Fahrtenschiffe zurück besonnen haben. Dazu zählen die englische Northshore-Werft (mit den Typen Vancouver oder auch den schweren Fisher-Motorseglern), die Rival-Bowman Yachten mit einem zeitlos klassischem Design, die amerikanischen Island Packet Typen, die niederländischen Hutting Yachts, die Contest-Typen von Conyplex sowie die Amel Yachten aus La Rochelle oder die Moody-Typen. Nicht alle sind nach jedermanns Geschmack, aber alle sind zeitlos und solide.
Artikel erschienen am Sa, 12. März 2005
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Vollständige Url des Artikels: http://www.welt.de/data/2005/03/12/609284.html
Dies war ein für uns sehr schöner Artikel von dem Redakteur Detlef Jens, der übrigens auch für den Palstek-Verlag in der Serie “Die GFK-Klassiker" im Heft 4/02 über den HANSEAT 70 einen Bericht erstellt hat.
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